Auch wenn dies auf den ersten Blick ketzerisch erscheinen mag: Inzwischen ist es kein Tabu mehr, ein paar Eiswürfel in den Wein zu geben. Dieser aus Frankreich stammende Trend hat sich seit einigen Jahren etabliert und mehrere Erzeuger – darunter die der Provence, des Gris de Gris der Camargue und sogar der Champagne – dazu veranlasst, Weine zu kreieren, die von vornherein als On-the-rocks-Genuss konzipiert sind. Namhafte Weinblogger und Sommeliers haben sich ebenfalls für diesen Usus ausgesprochen , um den Weinkonsum freier und persönlicher zu gestalten.
Eis ja oder nein?
Theoretisch hat Eis im Wein nichts zu suchen. Dafür gibt es im Wesentlichen drei Gründe: Es stimmt zwar, dass es die Temperatur senkt, aber es verändert auch drastisch die Geschmackswahrnehmung, indem es die „harten“ Empfindungen wie Säure und Würze verstärkt. Außerdem verändert es bestimmte Bestandteile wie z.B. CO2 in Schaumweinen und verdünnt den Wein nach dem Auflösen unwiederbringlich. Und gerade bei der Verdünnung gehen die aromatischen Eigenschaften und deren Intensität verloren.
In den letzten Jahren haben jedoch die Mode und ein weniger traditioneller Trinkstil die strengen Regeln des Lehrbuchs gelockert und die Zugabe von ein paar Eiswürfeln erlaubt, insbesondere bei Schaumwein, Weißwein und Rosé. Wenn die Temperaturen steigen, entscheiden sich immer mehr Weinliebhaber dafür, den Wein mit Eis zu verdünnen, um Frische und Trinkbarkeit zu erhöhen. Ganz zu schweigen von der Zugabe von Obst oder anderen Zutaten, die einen echten Sommercocktail ergeben.
Wie senkt man also die Temperatur des Weins?
Servieren mit der richtigen Temperatur: eine Frage der Zeit
Wie Sie wissen, ist die Serviertemperatur von grundlegender Bedeutung, um die Eigenschaften eines jeden Weins voll zur Geltung zu bringen. Um sie zu senken, ist der Kühlschrank Ihr wichtigster Verbündeter. Ein Rotwein beispielsweise muss vor dem Servieren nur etwa eine Stunde lang gekühlt werden, während Weißweine mehrere Stunden erfordern.
Was ist, wenn es schnell gehen muss, weil Sie ein Abendessen in letzter Minute organisiert haben? Keine Panik, Sie können jederzeit auf den Gefrierschrank zurückgreifen (30 oder 40 Minuten sind in diesem ausreichend) oder auf den klassischen Eiskübel, in den Sie eine Prise Salz geben, um den Schmelzpunkt der Würfel zu senken.
Eine weitere Alternative könnte eine Glacette sein, ein Thermobehälter, der die Flasche isoliert und ihre Erwärmung verlangsamt.
Weincocktail: mehr als nur eine Mode
Sie haben sie sicher selbst schon einmal gekostet, vielleicht vor ein paar Jahren an einem Sommerabend oder bei einem Aperitif auf der Terrasse. Die Rede ist von Weincocktails, so wie zum Beispiel Sangria oder Ready-to-drinks wie unser Bellini und Mimosa. Die Verwendung von Wein in der Mixologie ist aber mehr als eine Modeerscheinung, denn es gibt viele Beispiele für sehr gelungene Drinks, bei denen Wein (meist Schaumwein oder Weißwein) die Hauptzutat ist. Besonders beliebt sind aromatische Weine: Ein Moscato mit Eis und Minze zum Beispiel passt gut zum Sommer und ebenso der allgegenwärtige Prosecco (oder Prosecco Rosé) in den verschiedenen Spritzvarianten. Und auch ein Riesling, dem Limonade und frisches Obst wie Erdbeeren, Äpfel oder Orangen zugefügt werden, ist ein echtes Highlight für einen unkonventionellen Aperitif.
Unabhängig davon, was die Theorie sagt, ist es die Hauptsache, das zu trinken, was unseren Geschmack beglückt, und zwar so, wie wir es bevorzugen. Der Genuss von Wein sollte vor allem eine Verwöhnung und ein Vergnügen für den Gaumen sein. Wenn es Ihnen gefällt und der Anlass es zulässt, warum also nicht ein paar Eiswürfel hinzufügen?